Die Fülle um dich herum – kannst du sie sehen?
Letztens habe ich ein erfrischendes Bad im Haustenbach genommen. Während das kühle, klare Wasser meinen Körper umspülte und die Sonnenstrahlen mein Gesicht wärmten, war ich vollkommen bei mir.
Auf dem Fußweg zurück nach Hause kam mir ein Mann auf seinem Fahrrad entgegen. Er hatte gesehen, dass ich vom Ufer des Haustenbachs kam, und scheinbar bemerkt, wie sehr ich gerade den Moment genoss.
„Wir haben es wirklich schön hier, oder?“, sprach er mich an. „Doch die meisten Menschen sehen das gar nicht.“, fuhr er fort.
Und damit sind wir bereits mittendrin – in der Zeitqualität des Monats Mai! Herzlich willkommen!

Mai – Monat der Fülle: wo kommt sie her?
Der Mai ist nach der römischen Göttin Maia benannt, der Schutzpatronin der Fruchtbarkeit und Erdverbundenheit. Früher wurde dieser Monat auch „Blumenmond“ genannt, denn die Natur steht jetzt in ihrem vollen Saft: Alles sprießt, blüht, wächst und gedeiht. Saftiges Grün, wohin man auch blickt – alles ist im Überfluss da. Doch es ist kein Überfluss, der verschwenderisch ist.
Der Mai ist der Inbegriff von Fülle! Und Hand aufs Herz: Sehnen wir uns nicht alle nach ihr? Wollen wir nicht insgeheim, dass alles immer so bleibt wie im Mai?
Doch was bedeutet „Fülle“ wirklich – und wo kommt sie her?

Wenn-dann…: Fülle ist nichts, was im Außen entsteht
Die meisten von uns warten darauf, dass die Fülle von außen zu uns kommt. Wenn wir erst genug Geld, den richtigen Partner oder den perfekten Job haben … dann werden wir die Fülle feiern!
Das ist eine typische Wenn-dann-Programmierung, die uns vor allem eines bringt: Unglück. Wenn-dann-Programmierungen halten uns davon ab, den ersten Schritt zur Veränderung zu gehen und die Verantwortung für unser Leben zu übernehmen.
Denn was bedeutet unser „wenn-dann“ Programm in unserem Kopf für das Hier und Jetzt? Dass wir jetzt im Mangel sind. Dass wir noch etwas von außen brauchen, damit wir endlich Fülle erleben.
Wir machen unser Glück von etwas abhängig, das so vielleicht nie eintreten wird.
Die gute Nachricht ist: Diese Fülle, nach der wir uns alle sehnen, ist längst da! Wir müssen uns nur Zeit nehmen, sie zu sehen.
Denn – hast du mal hierüber nachgedacht? Was wir im Mai in der Natur erleben, war von Anfang an in jedem einzelnen Samen angelegt. Selbst im Winter war alles schon da – eben nur noch nicht sichtbar. Alles, was jetzt blüht und erwacht, ist zur Form gewordene Energie.
Fülle ist also nichts, was zu uns kommt. Fülle IST einfach – in jedem Moment, in jeder Begegnung, in jedem Lebewesen – auch in den scheinbar unvollkommenen.




Was der Löwenzahn uns über Fülle lehrt
Erst blüht er leuchtend gelb wie die Sonne. Dann verwandelt er sich in eine zarte, runde Pusteblume – wie der Mond. Und schließlich trägt der Wind seine Samen davon – wie kleine Sterne, verstreut in alle Richtungen. Jeder dieser Samen birgt das Potenzial für neues Leben.
Seine kräftigen Wurzeln reichen tief in die Erde, geben ihm Halt und Nahrung.
In einer einzigen Löwenzahnpflanze steckt das ganze Universum.
Nichts in der Natur steht das ganze Jahr in voller Blüte – es ist ein ewiger Kreislauf von Leben und Sterben, in dem jede einzelne Phase wichtig ist. Das ist wahre Fülle! Und dieses ganze Universum, das steck auch in dir.
Was, wenn die größte Fülle darin liegt, dass in deinem Leben gerade nichts perfekt ist?
Entgegen der Vorstellung vieler bedeutet Fülle eben nicht, dass uns jeden Tag die Sonne aus dem Gesäß scheint und uns die Brathähnchen in den Mund fliegen. Ja, das kann bestimmt auch mal ganz nett sein. Doch ich weiß nicht, wie es dir geht: Ich könnte das für maximal zwei Wochen genießen – dann würde es mir schrecklich langweilig werden.
Fülle bedeutet vielmehr, deinen Weg zu ehren – mit allen Aufs und Abs und mit ALLEN Emotionen, die wir in der Lage sind zu fühlen. Das ist echte, wahrhaftige Fülle! Wenn immer alles gleich ist, dann entsteht eins: Routine – und die ist meistens tödlich für unsere Seele. Wir sind hier, um Erfahrungen zu machen, die volle Bandbreite des Lebens zu erfahren.
Was also, wenn die größte Fülle darin liegt, dass gerade nichts in deinem Leben perfekt ist?

Die Fülle liegt in (und an) dir
„Jeder Mensch trägt von Anfang an all die Samen in sich, die er in seinem Leben wachsen und gedeihen lassen kann, wenn er diese Welt betritt. Jeder Baum und jede Blume braucht ihre Erde und jeder Fisch sein Wasser, um sich entfalten zu können. Und auch jeder Mensch braucht seine eigenen, natürlichen Lebensbedingungen.“
(Prolog aus meinem Buch „Aufbruch ohne Pfefferspray“)
Auch in dir ist diese Fülle in Form deiner Potenziale von Anfang an angelegt. Damit sie Form annehmen kann, braucht es:
- deine Bereitschaft zu wachsen und dich zu ent-wickeln
- ein bisschen mehr Mut als Angst, um für dich aufzustehen und loszugehen
- Lebensbedingungen, die deiner Natur entsprechen
Und vor allem braucht es: Dich. Deinen Blick für das, was bereits da ist – in dir und um dich herum. Denn Fülle ist eine innere Haltung, die du wie einen Muskel trainieren kannst.
Manchmal mache ich den Kühlschrank auf und im ersten Moment denke ich, dass er leer ist. Und dann nehme ich einfach das, was da ist und werde kreativ. Daraus gehen Kombinationen hervor, auf die ich bei vollem Kühlschrank nicht gekommen wäre. Dieser Prozess und auch das Ergebnis ist in der Regel sehr erfüllend!
Fülle bedeutet also nicht, alles zu haben, sondern alles in dem zu finden, was ist.
Deine Perspektive ist entscheidend
Vielleicht kennst du das: Ein stärkendes, ermutigendes Wort von einem Menschen, der dich sieht, ist wunderbar. Doch die Wirkung verpufft schnell, wenn du dir selbst diese Wertschätzung nicht geben kannst – weil sie nicht auf fruchtbaren Boden fällt.
Wir müssen erst einmal unseren eigenen Boden bestellen, damit auch die Wertschätzung anderer darauf Wurzeln schlagen kann. Und das ist ein Weg, der Übung braucht.
Je mehr du selbst wertschätzen kannst, wer du bist und was bereits da ist,
je liebevoller du mit dir umgehst, und je mehr du dir selbst zur Freundin wirst, desto leichter hast du es, die Fülle in deinem Leben zu sehen – und zu vermehren:
Denn so wie Angst, Angst anzieht, zieht auch die Fülle Fülle an. Es ist unser Fokus, der entscheidet, was wir in dieser Welt sehen und erfahren. Es ist jetzt also an der Zeit:
- die Fülle in dir selbst & um dich herum zu entdecken
- deine Einzigartigkeit nicht mehr als Mangel, sondern als Geschenk zu sehen
- die Samen, die in dir angelegt sind, erblühen zu lassen

Und jetzt?
Und jetzt lade ich dich ein, dir mal ganz bewusst die Brille der Fülle auf die Nase zu setzen und dir die folgenden Fragen – sehr gerne auch schriftlich – zu beantworten!
- Wo in meinem Leben ist jetzt Fülle – auch wenn ich sie nicht als solche erkannt habe?
- Wo mache ich mich selbst noch klein und zweifle an mir, statt meine Geschenke mit der Welt zu teilen?
- Wo werte ich mich für etwas ab, obwohl genau DAS mich so einzigartig macht?
- Welche Lebensbedingungen tragen dazu bei, dass ich mich entfalten kann? Was davon ist jetzt schon da?
Fülle braucht weder Anstrengung noch Kampf
Und dann lass die Antworten in dir wirken – ohne den Druck, direkt etwas ändern zu müssen. Allein das Bewusstsein darüber versetzt schon Berge. Vertrau deinem eigenen Rhythmus und Tempo. Geh deinen Weg in deinen Schritten.
Erinner dich daran: Die Fülle, die der Mai bringt, hat sich über die letzten Monate im natürlichen Tempo und Rhythmus ent-wickelt. Die Natur hat sich dafür nicht angestrengt oder hart dafür gekämpft! Alles ist bereits in dir und wird sich entwickeln, wenn du dir vertraust und es zulässt!
Ich wünsche dir einen Mai, in dem du dich erinnerst: