Unfollow your dreams? Ein Plädoyer für deine Lebensvision
„Jeder Mensch braucht einen Leitstern. Etwas, wovon er träumt. Das vielleicht nie so ganz eintreten wird, aber Orientierung in haltlosen Zeiten gibt. Ich glaube, ein jeder findet ihn in seinem Inneren.“
(Zitat aus meinem Buch „Aufbruch ohne Pfefferspray“)
In letzter Zeit lese oder höre ich immer wieder von einem neuen Trend: Unfollow your dreams!
Vertreter:innen dieser Bewegung glauben, dass Visionen uns etwas vorgaukeln – dass sie uns einem Idealbild hinterherjagen lassen, das vielleicht nie Wirklichkeit wird. Sie sagen: Visionen hindern uns daran, präsent zu sein und dabei das Wichtigste im Leben zu verpassen – den jetzigen Moment.
Ich verstehe die Gedanken – wirklich. Aber für mich ist das nur die halbe Wahrheit. Ich bin überzeugt: Wir brauchen beides.
Präsenz im Hier und Jetzt – und eine kraftvolle Lebensvision, für die wir losgehen.

Was ist eine Lebensvision?
Das Wort Vision stammt vom lateinischen videre = sehen.
Im ursprünglichen Sinn bedeutet es eine innere Schau – ein Bild von etwas, das noch nicht Realität ist.
Eine Lebensvision ist nicht mit einem Ziel zu verwechseln. Sie entsteht nicht im Kopf, sondern in unserem Herzen. Und unser Herz ist an eine höhere Intelligenz angebunden, die ich persönlich „Leben“ nenne. Unser Verstand kann das nicht (be-)greifen.
Unsere Vision ist ein innerer Kompass und Leitstern für uns, nach dem wir unser Leben von innen heraus ausrichten – weil es unserer Natur entspricht. Nicht im Sinne von höher, schneller, weiter – sondern im Sinne von: tiefer, langsamer und zurück zu dir.
- Wie fühlt sich dein Leben an, wenn du in deiner Kraft bist?
- Was sind deine natürlichen Lebensbedingungen, unter denen du aufblühst?
- Wer bist du und wie lebst du, wenn du ganz du bist?
Diese Fragen bringen dich deiner Lebensvision näher. Sie ist dein innerer Motor, um die zu werden, die du wirklich bist. Und: Sie ist nichts, was im Außen entsteht. Sie ist von Anfang an als Same in dir angelegt. Es geht um ein Wiedererinnnern an dein wahrhaftiges Ich.

Die indigene Sicht: Vision als Geschenk
Auch in indigenen Kulturen ist eine Vision nichts, das du dir selbst ausdenkst – sondern etwas, das du empfängst. Sie zeigt sich im Traum, im Rückzug, in der Natur – wenn du mit allen Sinnen offen bist.
Besonders in der Visionssuche zeigt sich diese Haltung deutlich: Man geht in die Stille – nicht, um etwas zu machen, sondern um etwas zu empfangen, das größer ist als das eigene Ich.
Eine Vision ist keine Selbstoptimierung. Sie ist eine Erinnerung: An deinen Platz. Deine Verbindung. Deine Aufgabe im Netz des Lebens.
Auch mein eigenes Verständnis von Lebensvision ist geprägt von dieser Haltung:
Ein innerer Ruf, der mir in der Tiefe entspricht. Kein Egotrip, sondern etwas, das dem Großen Ganzen dient.
Was eine Vision ausmacht
„Am Strand sitzen und Cocktails schlürfen, während das Geld wie von selbst aufs Konto fließt“?
Klingt nett, oder? Für eine Weile. Eine Vision ist das nicht.
Nicht jede Vorstellung, die sich gut anfühlt, ist eine Lebensvision.
Eine echte Vision will mehr von dir. Sie fordert dich heraus. Bringt dich an deine Grenzen. Und hilft dir, über sie hinauszuwachsen – für dich selbst und für das Ganze.
Deine Vision darf sich unerreichbar anfühlen
Ja – deine Lebensvision darf sich unerreichbar anfühlen. Unbedingt! Wie eine große Sonne am Horizont. Etwas, das du noch sehen kannst, selbst wenn du mal im Dunkeln stehst.
Gerade weil sie größer ist als du, hat sie die Kraft, dich immer wieder aufzurichten.
Und übrigens: Auf andere kann deine Vision ganz unspektakulär wirken – ohne Bähm, Boom und Wow-Effekt.

Der Weg ist wichtiger als das Ankommen
Und hier kommt der wichtigste Punkt:
Es geht nicht ums Ankommen. Es geht vor allem darum, loszugehen. Deinem inneren Ruf zu folgen. In deinem Tempo, in deinem Rhythmus. Dich auf deinen ureigenen Weg zu machen und dich dabei Schritt für Schritt zu ent-wickeln.
Es geht darum, jeden Schritt auf deinem Weg zu würdigen. Auch die Umwege – die wichtige Lernerfahrungen für dich bereithalten. Es geht darum, immer wieder innezuhalten und neu zu justieren und auch die Phasen der Orientierungslosigkeit zu ehren. Sie sind oft der Geburtskanal für deinen nächsten Schritt.
Vielleicht wirst du nie ganz bei deiner Vision ankommen. Kann sein.
Sicher wird sie sich auf dem Weg auch verändern – durch die kostbaren Lernerfahrungen, die du machen wirst.
Aber ohne sie wärst du nicht losgegangen.
Du hättest dich nicht deinen Schatten gestellt. Nicht den Mut gefunden, weiterzugehen und über dich hinauszuwachsen. Hättest nicht so viel über dich gelernt.
Du wärst nicht die, die du ohne deine Vision bist.
Nur wer aufbricht, kann sich finden
Ich vergleiche die Wirkung unserer Vision immer gerne mit der, eines Navigationsgeräts. Wenn wir dem Navi nicht sagen, wo wir hinwollen, wird es uns in die Irre führen. Wenn wir allerdings den Ort eingeben, wo wir hinwollen, verrät das Navi uns immer nur den nächsten Schritt, vielleicht noch den übernachsten. Mehr braucht es nicht.
Und vielleicht werden wir nie den Ort erreichen, für den wir ursprünglich losgefahren sind. Vielleicht finden wir unterwegs einen Ort, der viel besser zu uns passt. Doch den haben wir nur gefunden, weil wir losgefahren sind!
Nur wer aufbricht, kann sich finden!

Warum eine Vision insbesondere für feinfühlige Frauen wichtig ist
To-do-Listen. Ablenkung. Erwartungen anderer. Insbesondere für uns feinfühlige Frauen ist das ein großes Thema.
Wir spüren genau, was unser Umfeld braucht.
Wenn wir selbst keine kraftvolle Ausrichtung haben, verlieren wir uns schnell in den Fängen unseres Alltags.
Dann sind wir zwar beschäftigt – aber nicht verbunden. Unsere Lebensenergie hat keinen Fokus. Sie zerfließt in alle möglichen und unmöglichen Richtungen. Es ist wie beim Wasser: unsere Lebensenergie kann ohne Richtung keine Kraft entwickeln.
Eine Lebensvision bringt Tiefe und Klarheit in unser Handeln.
Sie gibt unserem Leben Halt und Ausrichtung.
Sie hilft uns, dranzubleiben, wenn es schwierig wird.
- Wie willst du wissen, dass du auf deinem Weg bist, wenn du deine Vision nicht kennst?
- Wie willst du deinen nächsten Schritt erkennen, wenn du nicht weißt, wohin du gehst?
- Und wofür sollst du wieder aufstehen, wenn du hingefallen bist?
Mein Fazit: Unfollow your dreams? – Bitte nicht!
Präsent im Hier und Jetzt zu sein und eine kraftvolle Vision zu haben, schließen sich nicht aus. Im Gegenteil: Sie bedingen und nähren einander. Doch deine Vision, sie muss von innen kommen! Sie muss wahrhaftig dir und deiner Natur entsprechen. Dann wird sie dir helfen, deine Aufgabe und deinen Platz im Netz des Lebens zu finden.
Wenn du den Ruf spürst, für dich loszugehen und dich auf deinen ureigenen, natürlichen Weg zu machen, bin ich gerne an deiner Seite: In meinen Medizinwanderungen, im Online-Raum „Wurzeln, Werte & Visionen“ und in meinen Coachings begleite ich feinfühlige Frauen wie dich dabei, sich auf ihren ureigenen, natürlichen Weg zu machen.
Deine Lebensvision ist dabei keine Pflicht – aber ein wertvoller Kompass auf deinem Weg!