Loslassen im Herbst – Vertrauen in den natürlichen Wandel
Im Oktober ziehen sich die Pflanzenkräfte langsam wieder durch den Stamm in die Wurzel bis in die Erde zurück. Das satte Grün der Blätter verwandelt sich allmählich in goldenes Gelb bis warmes Rot – und irgendwann kommt der Moment, da lassen die Pflanzen ihre Blätter los – ganz selbstverständlich und im Vertrauen, dass daraus etwas Neues entsteht. Die gefallenen Blätter verwandeln sich in Nährstoffe für die Erde, die den Boden für das, was im nächsten Frühjahr wachsen will, bereiten.
Der Herbst zeigt uns, wie leicht und natürlich loslassen sein kann. Und doch fällt es uns Menschen oft schwer. Wir halten fest – an Vorstellungen, an Rollen, an Verbindungen und Sicherheiten, die uns längst nicht mehr nähren.
Wenn das Leben dich auffordert, innezuhalten
Kennst du das? Wenn etwas gut läuft – dein Leben so richtig schön im Fluss ist – dann willst du, dass es einfach immer so weitergeht.
Und dann nimmt dir das Leben plötzlich den Saft raus. Etwas Unerwartetes passiert, oder du selbst spürst, dass das, was sich bisher so gut und richtig angefühlt hat, sich auf einmal nicht mehr stimmig anfühlt. Du steckst in einer Sackgasse fest.
Du wehrst dich dagegen und willst das nicht fühlen. Du willst, dass alles so bleibt, wie es ist. Es lief doch gerade so rund und schön. Warum solltest du das hergeben?
Also machst du einfach weiter und versuchst, die Signale zu ignorieren – ein Versuch, dich an dem festzuhalten, was dir vermeintlich Sicherheit verspricht. Doch diese Sicherheit ist trügerisch und unfassbar anstrengend für dein System. Sie führt dich immer tiefer in einen Zustand des Funktionierens.
Dem Wandel Raum geben
Wenn es also in deinem Leben ruckelt, braucht es Zeiten des Innehaltens – und die bewusste Hinwendung zu dem, was sich jetzt zeigen will. Du musst dem, was in dir lebendig werden will, den Boden bereiten. Das Neue ist bereits in dir. Und du darfst Platz dafür machen. Vielleicht magst du dir (gerne auch schriftlich) diese Fragen beantworten:
- Wo in deinem Leben hältst du gerade etwas fest, obwohl du spürst, dass es gehen möchte?
- Was würde sich verändern, wenn du den Widerstand aufgeben und dem Wandel vertrauen würdest?
- Was wäre das Schlimmste, was passieren könnte, wenn du dich traust, loszulassen?
Loslassen bedeutet Hingabe
Wenn du ein lebendiges, erfülltes Leben willst, musst du bereit sein, immer wieder loszulassen, dich immer wieder vom Leben häuten zu lassen. Mit jeder Schicht, die du abstreifst, kommst du dir ein Stück näher. Das erfordert Hingabe und Vertrauen.
So wie die Pflanzenwelt darauf vertraut, dass aus ihrem Sterbeprozess neues Leben entsteht und diese Phase, genau wie der Sommer, zu ihrem Wachstumsprozess gehört, darfst auch du darauf vertrauen, dass das, was in deinem Leben nicht mehr rund läuft, bereits dein erster Schritt zu etwas Neuem ist – tiefer, wahrhaftiger und näher zu dir.
Mein persönlicher Häutungsprozess
Ich komme gerade aus einem solchen Häutungsprozess- einer von vielen, durch die ich in den letzten zehn Jahren nach meinem Aufbruch gegangen bin.
Etwas in meinem Leben fühlte sich nicht mehr stimmig an, wie ein zu eng gewordenes T-Shirt, aus dem ich herausgewachsen bin. Deshalb habe ich mir im Oktober Zeit und Raum genommen – um zu schreiben, mit der Medizin meiner Trommel zu reisen, innezuhalten und mir das zu eng gewordene T-Shirt genau anzuschauen. Es wollte gesehen und gewürdigt werden, bevor ich es letztendlich abstreifen konnte. Das war nicht immer angenehm und zwischendurch auch ruckelig – doch es war so unfassbar wichtig und befreiend für mich!
In dieser Zeit durfte ich einmal mehr spüren, was Loslassen wirklich bedeutet – nicht als Konzept, sondern als gelebte Erfahrung.
Was Loslassen nicht bedeutet
Loslassen bedeutet nicht, etwas loswerden zu wollen. Solange du etwas loswerden willst, bist du im Widerstand damit – und dieser Widerstand bindet dich nur noch mehr an das, was du eigentlich hinter dir lassen willst.
Als meine Mutter die Diagnose Demenz bekam, wollte ich mich damit nicht auseinandersetzen. Zu groß war die Angst davor, was das für mich bedeuten würde. Mein innerer Widerstand hat mich viel Energie gekostet und mich innerlich eng gemacht.
Erst seitdem ich angefangen habe, die Situation anzunehmen, kann ich die Geschenke darin sehen. Ich habe verstanden, dass diese Aufgabe Teil meines Weges und meiner Vision ist – keine Aufforderung zur Selbstaufgabe, sondern eine Einladung, meine Mutter auf meine ureigene Weise zu begleiten, im Einklang mit meiner Natur – und alles andere Schritt für Schritt abzugeben.
Dieser Prozess erfordert viel Klarheit und Präsenz – starke Wurzeln, klare Werte und eine wache Kriegerin in mir. Das Freie Schreiben, die Medizin meiner Trommel und die Natur sind Ressourcen, die ich dabei nicht missen will.
Was Loslassen bedeutet
Loslassen bedeutet, anzunehmen, was ist – die Kontrolle über das abzugeben, was nicht in deiner Macht oder Verantwortung liegt. Es bedeutet, aufzuhören, dich gegen den natürlichen Fluss des Lebens zu wehren. Loslassen bedeutet Einverstanden-Sein mit dem, was ist.
Dann öffnen sich plötzlich Türen, die bis dahin verschlossen waren – oder die du vorher gar nicht sehen konntest.
Echtes Loslassen befreit, öffnet dein Herz und macht deinen Blick weit für das, was jetzt wesentlich ist.
Loslassen in der Praxis
Ganz konkret kann loslassen bedeuten, dass du
- aufhörst, einen anderen Menschen verändern zu wollen – du glaubst zu wissen, was gut für ihn ist, aber ist das wirklich so?
- deine Energie und deinen Fokus zu dir zurückholst, die du bisher in Ärger, Rechtfertigung oder Enttäuschung gesteckt hast
- einen ungeliebten Anteil oder eine vermeintliche Schwäche von dir da sein zu lässt – sie sind ein Teil von dir
- unangenehme Gefühle wie Scham, Ärger oder Wut fühlst, sie durch dich hindurchfliessen lässt, statt sie zu verdrängen oder dich dafür zu verurteilen
- deine Vergangenheit und die vermeintlich negativen Erfahrungen und deine Fehler als Teil deines Weges ehrst – sie haben dich zu der gemacht, die du heute bist
Loslassen geschieht in der Tiefe
Oft glauben wir genau zu wissen, was wir loslassen müssen. Dein Verstand kann bestimmt eine ganze Liste aufzählen. Doch meine Erfahrungen, insbesondere bei der Energetischen Kordelarbeit (ein tiefgehender Prozess, um destruktive Verbindungen zu klären), zeigt mir immer wieder: Wahrhaftiges Loslassen passiert nicht im Kopf, sondern in der Tiefe deines Wesens. Und meistens ist alles ganz anders, als wir dachten.
Was dich beim Loslassen im Herbst unterstützen kann
Hast du dir schon mal vom Wind den Kopf so richtig freipusten lassen? Oder einen Brief von einem Menschen, den du loslassen wolltest, verbrannt?
Dann hast du dich ganz intuitiv von den Elementen Feuer und Luft unterstützen lassen.
Genauso kannst du das, was du loslassen willst, dem Wasser übergeben, indem du etwas von dir abwäschst. Oder du übergibst es symbolisch der Erde – und bittest sie, etwas Neues daraus entstehen zu lassen.
Auch das Räuchern mit bestimmten Kräutern, wie z.B. dem Beifuss kann dich sanft in deinem Loslassprozess unterstützen – dabei sind gleich mehrere Elemente involviert:
- die Erde, die das Räucherwerk hervorgebracht hat
- das Feuer, mit dem du es entzündest
- der Rauch, der in die Luft aufsteigt
- und wenn du als Räuchergefäß eine Muschel nimmst, ist auch das Wasser dabei
Und immer dann, wenn du selbst nicht mehr weiter weißt, keine Antwort mehr hast, kannst du dein Anliegen auch an eine wohlwollende, größere Kraft abgeben: Das Leben, das Universum, Gott – oder wie auch immer du es nennst.
Vielleicht kennst du die Redenwendung „Let go – let god“.
Wege, die dicht tiefer führen
Darüber hinaus gibt es Werkzeuge, die dich aktiv beim Loslassen in der Tiefe begleiten.
Das Freie Schreiben und die Trommelreise sind zwei kraftvolle Methoden, die etwas gemeinsam haben:
- Sie sind Tore zu deiner Intuition. Dein Verstand tritt für eine Weile in den Hintergrund. Du öffnest dich für Impulse, die aus tieferen Schichten deines Bewusstseins kommen.
- Sie bringen dich in Kontakt mit deiner inneren Weisheit. Sie holen das, was in dir arbeitet oder ruft, an die Oberfläche – sei es in Form von Worten, Bildern oder Empfindungen.
- Sie aktivieren deine Selbstheilungskräfte. Durch das Schreiben und das Trommeln beginnt Energie zu fließen. Alte, festgehaltene Emotionen oder Gedanken können sich lösen.
- Sie beruhigen und zentrieren dich. Sie bringen dich aus dem Kopf zurück in deinen Körper und in den Moment.
Das Loslassen geschieht so auf einer viel tieferen Ebene – besonders kraftvoll wird es, wenn wir beide Methoden miteinander kombinieren, wie ich es in meinem Workshop „Schreib dich frei!“ tue.
Der Herbst als Lehrer im Loslassen
Der Herbst erinnert dich daran, dass Loslassen kein Verlust ist, sondern der erste Schritt zu etwas Neuem ist, das dich tiefer, wahrhaftiger und näher zu dir führt.
So wie das gefallene Laub die Erde nährt, nährt alles, was du jetzt gehen lässt, das, was im Verborgenen schon wachsen will.
Loszulassen bedeutet lebendig zu sein!
Meine Einladung an dich
Dies ist meine Einladung an dich, innezuhalten und zu lauschen, was sich jetzt in dir wandeln will.
In meinem Wurzeln, Werte & Visionen Online-Erfahrungsraum findest du Inspiration, Rituale und Werkzeuge, die dich auf deinem Weg des Loslassens im Herbst begleiten.
Wenn du spürst, dass dich dieser Text berührt und du tiefer eintauchen möchtest, begleite ich dich gern auf deinem Weg – mit schamanischem Coaching, Herz und Hingabe.
Vertraue deinem inneren Rhythmus – er weiß, wann es Zeit ist, deine Blätter fallen zu lassen.
